Missing // Vermissen_Erwachen

 

Eine Frau sitzt am Tisch, allein.

 

Eine Tasse Cafe steht vor ihr.

 

Wir hören ihre Geräusche:

 

Geklirre, das Umrühren, ein Seufzer -

 

nicht das obligate Uhrticken.

 

 

 

Sie macht das Radio an - morgendliches Geplärre/Werbe_terror -

 

und sofort wieder aus.

 

 

 

Sie zieht den Mantel an, Tasche, Schlüssel,

 

Anrufbeantworter ein, Schirm, ein kurzer Blick in den Spiegel.

 

 

 

Sie verlässt ihre Wohnung - Treppenhaus - und das Haus.

 

Traurig sieht sie aus, einsam auch, und ernst.

 

Deprimiert. Geknickt.

 

 

 

Sie geht durch die Stadt. Die Graue.

 

Durch ihre Strasse.

 

Verlassen. Gedrückt. Nüchtern.

 

in den Morgen hinein, den Grauen.

 

 

 

Einsam unter Vielen.

 

Passanten. Statisten.

 

Vorbei an trüb_blinden Schaufenstern,

 

die sie kennt, schon immer;

 

immer gleich.

 

 

 

Sie geht in ihr Bergwerk, ihre Büroarbeitsfabrik.

 

Sitzt an ihrem Schreibtisch,

 

einer unter vielen - wie Bienenwaben.

 

Sie arbeitet.

 

 

 

Geschäftige Gewohnheit.

 

Geronnene Eintönigkeit,

 

bedrückte.

 

Alles Frohe gefroren.

 

 

 

Ein Tagtraum:

 

Ihr Gesicht, nur fröhlich ist es und voll Freude,

 

wie sie in die Kamera spricht,

 

wild gestikuliert, lacht, schielt,

 

Gesichter schneidet.

 

 

 

Der Weg zurück, spät.

 

Durch die Stadt, die schwarz ist jetzt - 

 

sonst wären Hin- und Rückweg nicht zu unterscheiden -

 

geht sie durch ihre Strasse,

 

vorbei an fahl_leuchtenden Schaufenstern,

 

in die Nacht hinaus, die schwarze.

 

 

 

 

Eine Frau sitzt am Tisch, allein.

 

Eine Tasse Cafe steht vor ihr.

 

Wir hören ihre Geräusche:

 

Geklirre, das Umrühren, ein Seufzer -

 

nicht das obligate Uhrticken.

 

 

 

Sie macht das Radio an - morgendliches Geplärre/Werbe_terror -

 

und sofort wieder aus.

 

 

 

Sie zieht den Mantel an, Tasche, Schlüssel,

 

Anrufbeantworter ein, Schirm, ein kurzer Blick in den Spiegel.

 

 

 

Sie verlässt ihre Wohnung - Treppenhaus - und das Haus.

 

Traurig sieht sie aus, einsam auch, und ernst.

 

Deprimiert. Geknickt.

 

 

 

Sie geht durch die Stadt. Die Graue.

 

Durch ihre Strasse.

 

Verlassen. Gedrückt. Nüchtern.

 

in den Morgen hinein, den Grauen.

 

 

 

Einsam unter Vielen.

 

Passanten. Statisten.

 

Vorbei an trüb_blinden Schaufenstern,

 

die sie kennt, schon immer;

 

immer gleich.

 

 

 

Halt.

 

Beinah ist sie schon daran vorbei.

 

Aus dem Augenwinkel nur hat sie was bemerkt -  

 

gefühlt mehr als gesehen. 

 

Sie dreht sich um, geht zurück,

 

ein paar Schritte nur, drei oder vier,

 

zurück zu einem Schaufenster. 

 

 

 

Im Schaufenster:

 

Ein Bildschirm.

 

Auf dem Bildschirm:

 

Ihr Gesicht.

 

 

 

Unsicher hebt sie die Hand, winkt -

 

und winkt sich selbst zurück.

 

Viel zu ernst ist sie,

 

ein trauriges Gesicht - verbittert fast.

 

Sie versucht zu lächeln.

 

Doch es funktioniert nicht,

 

dieses Lächeln;

 

wieder ernst also.

 

 

 

Sie will gehen, weiter will sie.

 

Sie dreht sich weg, wendet sich ab,

 

geht aus dem Bild;

 

doch das Gesicht im Bild bleibt zurück

 

auf dem Schirm.

 

Ungläubig starrt sie jetzt

 

in ein lachend_frohes Gesicht,

 

ihr eigenes;

 

das Gesicht ihrer Tagträume.

 

 

 

Fast erschreckt sieht sie sich um: 

 

Ob die ge_tag_träumte Wirklichkeit

 

vielleicht doch passiert;

 

dahinter irgendwo,

 

da hinter ihr.

 

 

 

Sie muss gehen, weiter muss sie.

 

Doch scheint sie nicht sicher,

 

fällt es ihr schwer,

 

sich zu verlassen,

 

das Traumbild,

 

das zusehen zu lassen.

 

 

 

In ihrem Bergwerk, ihrer Büroarbeitsfabrik,

 

an ihrem Schreibtisch,

 

einem unter vielen - wie Bienenwaben -

 

versucht sie zu arbeiten.

 

 

 

Unkonzentriert ist sie,

 

abgelenkt, agitiert_angespannt vielleicht:

 

Irgendwas bedrückt sie, stört den Fluss, hält sie ab.

 

Gedankenverloren, abwesend:

 

Es quält sie was.

 

 

 

Sie sieht zum Telefon, zögert, versucht sich wieder

 

auf ihre Arbeit zu konzentrieren.

 

Unrund ist sie.

 

In Gedanken.

 

 

 

Und wieder ein Tagtraum:

 

Wie sie fröhlich in die Kamera lacht, irgendwo im

 

Grünen - home_movie_like - und tanzt, glücklich.

 

 

 

Wieder sieht sie zum Telefon, nimmt jetzt den Hörer ab,

 

zweifelt, will wieder auflegen, hält den Hörer aber

 

in der Hand, überlegt nochmal und fasst Mut,

 

und beginnt langsam, zweifelnd - verwundert fast - eine

 

Nummer zu wählen.

 

Sie blickt sich verschämt um, und wartet:

 

 

 

<Sie:>

 

         'Ich weiß nicht ob das eine gute Idee ist anzurufen'

 

         (sie lacht), 

 

         'Ich meine, ich bin nicht verrückt ...glaub ich ...nur...

 

          ...ich ... wollte nur sagen, dass ich ... ah...'

 

         (sie wird leiser, sieht sich um)

 

         '...dass ich ... was... dich ...vermisse ...

 

          ich meine diese Tage, wenn ich mich jetzt erinnere,

 

          wie schön sie waren, dieses Lachen damals, wenn ...'

 

 

 

Pause. Sie unterbricht sich selbst, reißt sich aus dem Gespräch:

 

 

 

'Ich bin total Schwachsinnig...'

 

         (Sie lacht seltsam, beunruhigt/verzweifelt.

 

          Und schon beim Auflegen:)

 

         '...was mach ich da eigentlich ...

 

          ...Blödsinn... ich bin nicht ganz normal...'

 

 

 

Sie legt schnell den Hörer auf.

 

Peinlich ist ihr das alles irgendwie.

 

Sie blickt sich um - niemand hat was gehört,

 

die Bienen arbeiten fleißig – und beginnt zu lachen

 

wie jemand, der eine große Liebesballade

 

vortragen wollte und stattdessen nur Gestammelt/Gerülpst hat.

 

 

 

Sie sammelt sich.

 

Doch ist da jetzt etwas Heiteres, Erheitertes in ihrem Gesicht.

 

Sie schmunzelt; lacht über sich selbst,

 

in sich hinein, über ihr Versagen,

 

über diese Idee, die misslungene.

 

Irgendwie ist sie ein bisschen leichter jetzt.

 

Verspielt schon fast.

 

 

 

Sie beginnt wieder zu arbeiten.

 

Dann: Aufblicken. Überlegen.

 

Sie sieht sich um - ihre Kollegen -

 

fasst einen Entschluss.

 

 

 

Sie greift zum Telefon, wählt eine kurze Nummer.

 

Ein Telefon läutet: Das beim Kollegen am Nebentisch,

 

der nimmt den Hörer ab.

 

 

 

         <Sie:>

 

         'Ich hab da etwas sehr Wichtiges verloren,

 

          ...beinah vergessen...

 

          und muss dringend weg.

 

          Ich will es ver-/suchen...,

 

          vielleicht kann ich es wiederfinden irgendwie...'

 

        

 

         <Er:>

 

         'Du könntest es bei >lost and found< probieren...,

 

          manchmal hat man ja Glück...'

 

 

 

 

Sie verlässt das Gebäude, geht durch die Strassen.

 

Nicht mehr so niedergeschlagen.

 

Am Ufer entlang.

 

Beim Gehen überlegt sie,

 

nimmt dann kurz entschlossen ihr Handy heraus und:

 

 

 

         'Ich hab beschlossen, jetzt einfach noch mal anzurufen,

 

          auch wenn es verrückt ist...,

 

 dann bin ich eben verrückt ... nicht ganz richtig...,

 

          aber ich halt es /so/ nicht mehr aus und ich will was

 

          ändern, ... und irgendwann muss man den ersten Schritt

 

 tun, und den tu ich jetzt..., tu den ersten Schritt!,

 

          ...ich krieg sie einfach nicht aus dem Kopf, die Bilder,

 

          diese Tage... wie glücklich ich war ..., ja, glücklich 

 

 war ich...'

 

 

 

         'ja..., vielleicht ist das alles nur Spinnerei,

 

          vielleicht rede ich mir nur was ein und sollte einfach

 

          akzeptieren, dass das Leben so ist...

 

          aber ich bin es mir selbst schuldig, zu versuchen...'

 

 

 

         '...ich weiß nur, dass ich damals glücklich und zufrieden

 

          war mit mir, ...mit dir...’

 

         (sie lacht verlegen).

 

          

 

         ' ...ich kann mir eigentlich gar nicht erklären was

 

          passiert ist, was mit mir passiert ist...'

 

        

 

'Weißt du..., da war dieser Nachmittag im Prater, das

 

          war einer der schönsten Tage in meinem Leben, die

 

          glücklichsten Stunden an die ich mich erinnern kann

 

          überhaupt...'

 

          '...dort werde ich hingehen, jetzt gleich... allein,

 

          so wie ich jetzt bin...'

 

 

 

Sie sucht die Orte dieser freudvollen Erinnerung, 

 

den Platz, das Gefühl:

 

Den Prater.

 

Die Bilder wechseln zwischen und vermischen sich mit

 

Tagträumen und Erinnerungen und 

 

zwei Telefongesprächen,

 

mit denen sie immer gelöster und fröhlicher wird, lebensfroher: Ihre Lebenslust kehrt zurück.

 

 

 

Ihre Tagträume:

 

Sie liegt in einem Haufen von Menschen,

 

Zieht an einem Gerät.

 

Springt ins Wasser.

 

Macht einen Spaziergang im Schnee.

 

Ist im Zoo.

 

Auf einer Party.

 

 

 

 

 

 

 

         <Fortsetzung:>

 

        

 

         '...ja ich weiß, dass... wenn man jemanden...

 

          ...etwas... zurückgewinnen will, dann muss man trotzdem

 

          nach vorne gehen...oft... weitergehen...,

 

          und nicht zurück...'

 

          

 

         '...ich bin mir auch nicht sicher, was ich finden will,

 

          ...was ich suche,... aber vielleicht ist da noch was

 

          übrig... ein Gefühl nur...'

 

 

 

         '... ich weiß, dass das mein Problem ist, dass ich ein

 

          Problem hab...'

 

         '...und ich weiß schon, dass man alleine glücklich sein

 

          sollte und nicht jemand anderen dazu brauchen sollte...

 

          aber schwierig, ja schwierig ist das schon...

 

          ...und einsam fühl ich mich oft und verlassen...'

 

 

 

         'es ist... es geht mir irgendwie besser, jetzt...

 

          ...da ich das alles jemanden erzählen kann, das

 

          erleichtert mich...  hat mir geholfen...'

 

          

 

Sie ist im grünen Prater,

 

auf einer Wiese,

 

dann im Wurstelprater/Luna Park.

 

Mitten im Bunten treiben;

 

lässt sie sich.

 

 

 

Sie läuft den Bildern,

 

ihren Träumen nach/oder hinterher.

 

Doch es funktioniert, sie wird zunehmend fröhlicher,

 

amüsiert sich.

 

Autodrom.

 

Zuckerwatte.

 

Achterbahn.

 

Watschenmann.

 

 

 

Und noch ein Telefongespräch:

 

        

 

         'Ich bin’s wieder... noch mal...

 

 schade, dass ich dich nicht selbst..., dass ich dich 

 

 nicht direkt erreichen kann im Moment...

 

          ...ich meine... eine Nachricht hinterlassen, das ist

 

          doch ganz was anderes... da weiß man nie ob sie auch

 

          wirklich ankommt, ob sie auch wirklich so ankommt...'

 

        

 

'...allein diese Ungleichzeitigkeit:

 

          Die Gegenwart des einen

 

          ist die Zukunft des anderen -

 

          des anderen Gegenwart dem

 

          einen längst vergangen...'

 

        

 

         'Ich wollte (nur) noch sagen... erinnerst du dich was wir

 

 gesagt haben?:

 

          Wenn einem das Essen in einem Restaurant nicht zusagt,

 

          dann geht man doch auch nicht jeden Tag wieder hin.

 

          Aber in ihren Job gehen so viele, Tag für Tag, für

 

          Jahre, ein Leben lang... oder bleiben in einer Beziehung,

 

          ... obwohl sie es hassen...'

 

         'ich weiß, dass ich das oft gedacht hab, gesagt hab, doch

 

          irgendwie ist es bei mir jetzt genauso und irgendwie

 

          fehlt mir die Kraft jetzt... hat mir die Kraft gefehlt,

 

          ... doch jetzt werd ich mich konzentrieren und meine

 

          ganze Kraft zusammen nehmen, und auch wenn ich allein

 

          bin werde ich... ich tu jetzt den ersten Schritt...

 

          ich werde es versuchen...,

 

          manchmal muss die Kraft aus der Vergangenheit entstehen,

 

          die Bilder von damals können schlummernde Kräfte

 

          wecken in einem...'

 

          

 

         'Angst hab ich schon bei der Vorstellung einfach

 

          einen neuen Weg zu gehen... zu probieren,...

 

          ich meine... Freiheit geht doch

 

          immer auf Kosten der/von Sicherheit...'

 

          /Freiheit stirbt mit Sicherheit/

 

                    

 

          '...ich bin froh, dass ich angerufen hab,

 

          und das alles losgeworden bin, auch wenn ich nicht weiß

 

          ob es für etwas gut war und ich nicht glaub, dass es

 

 etwas ändert...

 

          ändern kann man sich nur selbst,

 

          nur in kleinen Schritten...

 

          aber irgendwie... ich fühl mich nicht mehr

 

          so allein jetzt...'

 

'...auch wenn ich eigentlich nur auf ein Tonband 

 

 gesprochen hab...'

 

          'ja... dann also... mach’s gut,...viel Glück....’

 

 

 

Sie ist an einer Schiessbude (schießt in die Kamera).

 

Wird im Spaceshot hochgeschossen (fliegt aus dem Bild).

 

Kauft einen Luftballon.

 

Ausgelassen ist sie.

 

 

 

Der Weg zurück, fröhlich, lachend, frohen Mutes.

 

Beschwingt.

 

(Vorbei am Schaufenster,

 

auf dem Bildschirm:

 

Ihr Gesicht, das jetzt - 

 

in dieser Wirklichkeit -

 

fröhliche.)

 

Mit ihrem Luftballon,

 

den sie vorm Haus steigen lässt.

 

 

 

Jetzt läuft sie,

 

hüpft sie beinah das Treppenhaus hoch.

 

Kommt in ihrer Wohnung an,

 

die sie jetzt belebt, die sie jetzt auch ausfüllt.

 

Sie schmeißt sich auf ihr Sofa,

 

wird ein wenig ruhiger,

 

doch grinsend

 

steht sie auf,

 

geht zu ihrem Anrufbeantworter,

 

- ihr Gesicht ganz groß -

 

und drückt

 

<PLAY>:

 

 

 

         'Ich weiß nicht ob das eine gute Idee ist anzurufen'

 

         (sie lacht), 

 

         'ich meine, ich bin nicht verrückt ...glaub ich ...nur...

 

          ...ich ... wollte nur sagen, dass ich ... ah...'

 

         (sie wird leiser, sieht sich um)

 

          '...dass ich ... was...dich ...vermisse ...

 

          ich meine diese Tage, wenn ich mich jetzt erinnere,

 

          wie schön sie waren,

 

          dieses Lachen damals, wenn ...' 

 

Pause.

 

Stop.

 

 

 

Und ENDE.

 

 

 

 

 

p.s.: Zwei zusätzliche Überlegungen:

 

+/ Bildschirm, beim ersten Mal: Ein Morph zur alten Frau

 

+/ Der Kollege, Passant, Ticketverkäufer, Schiessbudenbesitzer 

 

   usw. ist immer ein und derselbe Mann